Gesunde Ernährung
Der Hessische Rahmenplan Grundschule fordert das „Lernen mit allen Sinnen". Diesem Ziel wird beim Kochen mit Kindern in besonderer Weise
entsprochen.
Da wir an der Stellbergschule in der glücklichen Lage sind, seit einigen Jahren eine Küche mit zwei kompletten Küchenzeilen zur Verfügung zu haben, wurde von Eltern und Lehrern angeregt, von
dieser baulichen Veränderung oft und rege Gebrauch zu machen. Die Schule nutzt dieses Angebot, und die Arbeit in der Schulküche wird immer öfter in den Unterricht integriert.
Im Sachunterricht mit Thema „Obst/Apfel" wird z. B. Apfelkompott hergestellt, beim
Thema „Getreide" kann Brot gebacken werden etc.
Im Rahmen des Wahlpflichtunterrichtes wurde vor einigen Jahren erstmalig der Kurs
„Kochen mit Kindern" angeboten und er erfreute sich großer Beliebtheit. Das Repertoire wurde ständig
erweitert:
- Zubereitung einfacher und kleiner Speisen und Getränke
- Vorratshaltung
- Weihnachtsbäckerei
- Catering des Musical-Abends (als Höhepunkt und Abschluss der Koch-AG)
- Verarbeitung von Produkten, die von Schülern selbst angepflanzt, gepflegt und geerntet wurden (Kartoffelprojekt)
- Hinführung zum Thema „Gesunde Ernährung" (Ernährungsführerschein)
Das allmähliche Verschwinden gemeinsamer Mahlzeiten und der zunehmende Konsum von Fast Food und Fertiggerichten
sind Kennzeichen unserer Zeit und ein beträchtlicher Kulturverlust. Wenn wir die Essgewohnheiten nicht nur beklagen wollen, dann sollten wir bei den Kindern beginnen und mit ihnen gemeinsam die
Freude am Kochen wieder entdecken. Wir sollten die Aufgeschlossenheit und Lernfreude von Kindern nutzen und so oft wie möglich mit ihnen kochen.
Als Arbeitsmaterialien benötigt man im Grunde nicht viel und an der Stellbergschule sind bereits alle Arbeitsgeräte vorhanden. Für jedes Kind stehen ein Küchenmesser und ein Brettchen zur
Verfügung, weil es vorrangig um das Schälen und Zerkleinern von naturbelassenen Lebensmitteln geht. Beide Tätigkeiten sind hervorragende Übungen zur Schulung der Hand-Auge-Koordination und der
Verbesserung der feinmotorischen Fähigkeiten.
Im Rahmen von Vertretungsunterricht wurde an der Stellbergschule das Thema „Gesundes Frühstück" realisiert. In jeweils zwei Schulstunden (Sachunterricht) wurde mit
allen Klassen in der Küche ein gesundes Frühstück besprochen, zubereitet und verzehrt. Zur Auswahl standen Bananenmilch, Müsli mit frischem Obst und Voll-/Mehrkornbrot mit selbstgemachtem
Apfelgelee. Von allen Möglichkeiten wurde rege Gebrauch gemacht, und das gemeinsame Frühstücken bereitet allen Kindern viel Spaß und Freude.
Einige Kinder hatten zudem ihre normale Pausenverpflegung dabei oder berichteten, was sie im Allgemeinen sonst
in der Pause essen würden.
Hier stellte sich heraus, das viele Kinder, gerade in den dritten und vierten Klassen, überhaupt nicht gefrühstückt hatten und ein Teil dieser Kinder überhaupt keine oder sehr ungesunde
Pausenverpflegung mit in die Schule brachten. Darauf konnte konkret eingegangen werden und die Thematik konnte nochmals während des gemeinsamen Frühstücks besprochen werden. Im Einzelnen konnte
auch einmal geklärt werden, was ein gesundes Frühstück beinhaltet und wie wichtig es ist.
Somit konnte die praktizierte gesunde Ernährung noch durch die Wissensvermittlung einer Fachkraft ergänzt werden. In den unteren Klassen wurde dieses Problem nicht oder nur vereinzelt
bemerkt.
Der Ursprung der Nahrungsmittel und das Wissen um die Produktionsweise sind oftmals nicht mehr vorhanden (die Milch kommt aus der Tüte!). Gerade bei den jüngeren Kindern sollten einige dieser
Wissensdefizite ausgeglichen werden.
Da in den Medien oft ein Bild von Landwirtschaft vermittelt wird, das mit dem Alltag auf einem Bauernhof nur wenig zu tun hat, wurde ein Besuch auf einem Bauernhof geplant und durchgeführt.
Die Vorklasse besuchte mit ihrem Lehrer und der Leiterin der Koch-AG einen bäuerlichen Betrieb mit angeschlossener Direktvermarktung. Dieser Tag konnte in jeder Hinsicht als voller Erfolg
verbucht werden und wird seitdem jedes Jahr mit der bestehenden Vorklasse durchgeführt.
Da viele Kinder keinen Bezug mehr zu Lebensmitteln und keine Erfahrung in der Zubereitung von Mahlzeiten haben, wurde von Eltern und Lehrern gemeinsam in der Gesamtkonferenz beschlossen, im Rahmen der „verlässlichen Schule" den aid-Ernährungsführerschein anzubieten. Ziel ist es seitdem, dass jedes Kind nach Beendigung der Grundschulzeit den Ernährungsführerschein erhält. Seit einigen Jahren wird dieses Projekt erfolgreich umgesetzt.
Seit langem wird in der Politik über den Sinn eines Ernährungsunterrichtes an Schulen diskutiert. Die Stellbergschule praktiziert ihn erfolgreich und es ist wichtig, diesen Baustein ins
Schulprogramm aufzunehmen und gemeinsam ein Programm zu entwickeln, um den Grundschülern gesunde Ernährung näher zu bringen.
Neben der theoretischen und praktischen Wissensvermittlung rund um das Thema Essen könnte ein ganzheitliches Programm auch Bewegung (in der Pause, im Sportunterricht) und bewusste Entspannung
(Übungen bei Stresssituationen) beinhalten.
Tanja Fennel-Trieschmann
Hauswirtschaftliche Betriebsleiterin